Ver-trauen

Vertrauen und Ängste

Tatsächlich habe ich bei Behandlungen recht häufig mit Ängsten zu tun: Angst zu stolpern, zu fallen, nicht mehr vom Boden aufstehen können, das Gleichgewicht zu verlieren, einen Fuß oder ein Bein (wieder) normal zu belasten, eine Hand (wieder) zu benutzen.

Grund genug, um meine Erfahrungen damit zu teilen! Bewegungsängste gehen mit Verspannungen einher, bis hin zu Steifigkeit. Das Herz kann schneller schlagen, der Puls kann sich erhöhen und vielleicht bricht auch der Schweiß aus. Der Körper wird in Bereitschaft versetzt: fliehen? angreifen? erstarren?

Mental wird der Fokus auf die Situation verengt- flexibles Denken wird schwieriger und emotional schildern die meisten, dass es sich sehr unangenehm anfühlt, ein un-sicher sein. Kein klares Denken scheint mehr möglich.

Eine Erfahrung als Auslöser 

Bewegungsängsten geht häufig eine vorherige Erfahrung voraus: Betroffene sind gefallen oder gestolpert. Diese Erfahrung möchte nicht wiederholt werden- also werden Mechanismen in Gang gesetzt, damit wir entsprechend vorsichtig sind (vorausschauend?).

Normalerweise können wir immer noch entscheiden, dass die jetzige Situation gar nicht gefährlich ist, dadurch Einfluss auf die körperlichen Reaktionen nehmen und den Mut fassen, die entsprechende Bewegung anzugehen. Erstmal tief Luft holen. Sich Zeit nehmen. Die innere Mitte als Stabilität und Sicherheit aufsuchen und einsetzen.

Wenn wir in der Angst stecken bleiben, dann haben wir keine Angst, wir sind Angst. Ganz und gar gefangen. Häufig werden dann entsprechende Situationen möglichst vermieden.

Statt Vertrauen: Vermeiden

Die Vermeidungsstrategie ist im Bereich des Gleichgewichtes- aus meiner Physio Sicht- tatsächlich sehr ungünstig. Vermeiden wir auf Dauer Situationen, wo unser Gleichgewicht gefordert ist, wird es weniger geübt. Dadurch wird unser Gleichgewicht schlechter. Dadurch entwickelt sich mehr Angst vor solchen Situationen, weil es sich noch unsicherer anfühlt. Dadurch werden wir noch unsicherer- und so weiter.

Tatsächlich übe ich also mit den PatientInnen, wieder Ver-TRAUEN zu fassen, Schritt für Schritt.

Und Gleichgewicht üben wir, indem wir in einem sicheren Umfeld und eventuell mit Begleitung, wackelige Situationen wieder als sicher erfahren.

Sicherheit gibt Vertrauen

Ich kann üben sicher zu SEIN. Sicherheit geben kann mir niemand. Sie ist eine Illusion und kann nur aus mir selbst entstehen.

Im Wort Vertrauen steckt das Wort „trauen“: also Mut. Du bist nicht Deine Angst. Du hast Angst. Du kannst entscheiden.

In der Therapie gibt es dazu einige Ansätze, zum Beispiel Kurse für „Sturzprophylaxe“, die ich gerne empfehle.

Eine sehr interessante Sichtweise zu diesem Thema hat Stefan Hartung, mit dem ich ein Interview dazu aufgenommen habe.

„Echtes Wachstum findet nur außerhalb der Komfortzone statt“

Du bist zum Anschauen herzlich eingeladen!