Soweit die Füße tragen

Vor vielen Jahren bin ich durch das Hundertwasser-Haus in Wien gegangen – beziehungsweise  die ersten Meter zu meinem Erstaunen zunächst mehr gestolpert als gegangen. Ein Blick auf den Boden machte mir deutlich warum: der Boden war uneben, mit Wellen darin und verschieden großen Steinen ausgelegt! Gestolpert bin ich nur aus dem Grund, weil ich mein Gehen nicht den Verhältnissen angepasst habe – und das habe ich nicht automatisch getan, weil ich es nicht gewohnt war und auch nicht erwartet habe. Unsere Böden sind (zumindest in den Städten und in Häusern sowieso) geglättet; Kopfsteinpflaster oder Unebenheiten sind selten geworden.

Unsere Schuhe sorgen häufig dafür, dass wir den Untergrund nicht mehr wahrnehmen können. Viele sind außerdem perfekt abgepolstert, so dass wir ordentlich fest auftreten und trotzdem keine Härte dabei spüren. Seid ihr mal Barfuß über Steinboden gegangen?

Fest auftreten ist dann ziemlich unangenehm … ( und wird ziemlich laut).

Meine Arbeit als Physiotherapeutin hat mir Füße gezeigt, die sich perfekt den jeweiligen Schuhen angepasst haben: Frauen, die aus beruflichen Gründen sehr ausgiebig mit höheren Absätzen gelaufen sind, hatten verkürzte, gequetschte Zehen und eine verkürzte Achillessehne. Selbst mancher Sportler – in dem Fall Kletterer – hatte zum Teil Füße, die den Kletterschuh erkennen lassen. Und tatsächlich gab es eine Zeit, in der für Kinder möglichst feste Schuhe empfohlen wurden, damit sie „mehr Halt“ haben.

Unsere asphaltierten Böden, Schuhwerk und unsere Gewohnheiten mögen dazu beitragen, das zwar 89% der Kinder mit gesunden Füßen auf die Welt kommen, im Erwachsenenalter aber nur noch 60% davon übrig sind (Zahlen: Orthopädische Klinik und Poliklinik  Würzburg; Diss. Prof.Dr.med.Eulert 2005)

Für unsere Füße ist es wichtig, ihnen genug Platz und Flexibilität zu geben, sowie die Möglichkeit den Boden zu spüren. Dadurch passt sich die Haltung und Spannung im gesamten Körper an, wir lernen flexibel zu bleiben und stabil zu sein. Kinder belasten übrigens mit ca. 6–8 Jahren die Fersen verhältnismäßig mehr – damit werden Muskulatur und Knochen  beim Wachstum angeregt. Es hilft also nicht wirklich, Kinder in diesem Alter zu ermahnen, nicht so laut zu „bollern“.

Die Industrie reagiert in den letzten Jahren vermehrt mit der Herstellung von Barfußschuhen – es gibt mittlerweile verschiedenste Modelle,

( z.B. Vivobarefoot, Five Fingers, Leguano)sogar für den ein oder anderen  Sportbereich und auch winterfest. 

Übrigens: eine Geomantie-Kollegin hat eine sehr interessante Sichtweise auf unser Gehen: durch die Art des Gehens lassen sich Erkenntnisse über Gefühle, Themen und Fragen gewinnen. Die Methode nennt sich  „Walking in your shoes“

Gönnt Euren Füßen  etwas und vielleicht bemerkt Ihr etwas mehr Leichtigkeit, besseres Gleichgewicht, eine bessere Haltung und ein wenig Entspannung!